Euer Weg: Baby im Netz zeigen oder Privatsphäre schützen?

Euer Weg: Baby im Netz zeigen oder Privatsphäre schützen?

LILLYDOO Eltern erzählen, wie sie mit den Bildern ihrer Kinder umgehen

Im Elternleben gerätst Du immer wieder in Situationen, in denen Du eine Entscheidung treffen musst und Dich fragst „Was ist das Beste für mein Kind?“. Wenn dann aus Deinem Umfeld noch gut gemeinte Ratschläge dazukommen und selbsternannte Experten ihre Meinung dazugeben, kann das ganz schön verunsichern.

Dabei gibt es meist gar nicht die eine, richtige Antwort. Vielmehr muss jede Familie ihren eigenen, individuellen Weg finden. Wir sagen: Zeit, Du selbst zu sein. Mit LILLYDOO. Deshalb möchten wir in dieser Artikelreihe mit Mamas und Papas über verschiedene große Elternfragen sprechen und hören, wie sie sich entschieden haben.

Kinder, die heute geboren werden, gehören zu einer der ersten Generationen, die von Anfang an mit dem Internet aufwachsen – und stellen ihre Eltern damit vor neue Herausforderungen. Dazu gehört für viele Mamas und Papas die Frage, ob sie die Bilder ihres Kindes im Netz teilen oder lieber privat halten. Vielleicht fragst auch Du Dich, was es dabei zu bedenken gibt und wie Du im Interesse Deines Kindes handelst. Zwei Mamas, die gleichzeitig als Influencerinnen aktiv sind, verraten in diesem Artikel, wie sie ihre Entscheidung getroffen haben und was sie anderen Eltern raten, die den richtigen Weg für sich noch suchen.

YouTuberin Melli von mellisblog zeigt die Gesichter ihrer Kinder Frieda (6 Jahre) und Aron (9 Monate) nicht online

Porträt von Influencerin Melli

„Schon zu Beginn meiner Internetpräsenz war mir bewusst, dass ich die Entscheidung darüber, ob und wie ich meine Kinder zeigen will, ein Leben lang verantworten muss. Mein Partner und ich haben uns damals gemeinsam Gedanken gemacht und aus dem Bauch heraus entschieden, unser erstes Kind nicht zu zeigen. Auch mein zweites Kind zeige ich nicht im Internet. Ich denke immer noch, dass das die beste Entscheidung war und würde sie jedes Mal wieder treffen.

Einige Menschen denken, wir zeigen die Kinder nicht, um sie, also die Zuschauer, zu ärgern. Das stimmt überhaupt nicht. Ich zeige meine Kinder nicht, weil ich diese Entscheidung nicht für sie treffen kann und möchte. Meine Kinder sollen selbst über ihr Leben und damit auch ihre Internetpräsenz entscheiden können, unabhängig von meinem Beruf. Teilweise möchte ich Material meiner Tochter auch nicht veröffentlichen, wenn ihr Gesicht nicht zu sehen ist, da ihre Persönlichkeit trotzdem öffentlich würde. Über die Darstellung ihrer Persönlichkeit im Internet sollten Kinder meiner Meinung nach genauso selbst bestimmen können wie über die Sichtbarkeit ihres Bildes.

Jede Mutter will das Beste für ihr Kind.

Wenn man dahintersteht und das für sich argumentieren kann, dann gibt es für mich trotzdem kein Richtig und kein Falsch bei dieser Frage. Ich denke nicht, dass die Mütter, die ihr Kind online zeigen, unbedacht in Kauf nehmen, dass ihr Kind dadurch einen Nachteil haben könnte. Sie machen sich genauso Gedanken und handeln nur im besten Gewissen für ihr Kind. Kinder gehören eben auch zu unserer Gesellschaft dazu und es soll ja auch Familien geben, die sie zeigen. Es wäre doch trist, wenn keine Kinder mehr im Internet, in Filmen oder anderen Medien zu sehen wären.

Natürlich ist es auch ein großer Unterschied, ob ich als Mama privat Bilder als Erinnerung hochlade oder ob ich das beruflich mache. Trotzdem, unabhängig von der Reichweite: Wenn man ein öffentliches Profil hat, dann hat man nicht mehr in der Hand, was mit den Fotos passiert. Bilder können beispielweise im kommerziellen Kontext zweckentfremdet werden, ohne dass man das beeinflussen kann.

Wenn man vor der Entscheidung steht und kein eindeutiges Bauchgefühl hat, würde ich raten, erstmal auf Nummer sicher zu gehen und keine Bilder zu veröffentlichen. Die Entscheidung, sein Kind online zu zeigen, lässt sich nur schwer rückgängig machen. Sich dagegen zu entscheiden ist in diesem Fall einfacher als dafür, denn einmal im Internet, immer im Internet – dessen sollte man sich bewusst sein.

In jedem Fall sollten Kinder, wenn sie alt genug dazu sind, den Umgang mit dem Internet lernen. So können sie dessen Ausmaße begreifen und einschätzen lernen, um irgendwann ihre eigene Entscheidung treffen. Eine Onlinepräsenz zu haben oder das sogar beruflich zu machen ist ja heute nichts Ungewöhnliches mehr. Daher finde ich es wichtig, ganz offen damit umzugehen. Frieda hat schon jetzt einen guten und aufgeklärten Umgang mit dem Internet, aber mit sechs Jahren kann ein Kind noch nicht entscheiden, welche Tragweite das Ganze hat. Ich weiß nicht, wie sich das entwickelt, wenn Frieda älter ist. Doch mir ist es wichtig, dass sie gut informiert ist, also mit dem nötigen Wissen an die Sache herangeht und uns an ihrer Seite weiß.“

Bloggerin und Instagrammerin Andi von fruity.sky zeigt ihren Sohn Paul (1 Jahr) auf ihren Social-Media-Kanälen

Bloggerin Andi von fruity.sky mit ihrem Sohn Paul

„Ich habe schon früh gemeinsam mit meinem Mann überlegt, ob wir unser Kind online zeigen werden oder nicht – das war durch meinen Beruf einfach notwendig. Uns war klar, dass wir eine Entscheidung treffen müssen, hinter der wir gemeinsam stehen können. Da auch unser Freundeskreis und unsere Familie unterschiedliche Meinungen zu dem Thema hatten, war das nicht ganz einfach. Wir haben ihre Bedenken ernst genommen und für uns reflektiert. Letztendlich haben wir aber entschieden, dass unser Sohn als Teil unseres Lebens auch auf Social Media zu sehen sein soll. Das war ganz natürlich, denn das Interesse meiner Follower war schon während meiner Schwangerschaft riesig und so haben sich auch die Themen auf meinem Blog immer mehr in Richtung Mamasein und Familie verschoben.

Unsere Entscheidung war mit dem Vorsatz verbunden, dass wir unseren Sohn nur im Guten darstellen und keine digitalen Fußabdrücke hinterlassen, die später peinlich für ihn sein könnten.

Wir kennen die Gefahren und Risiken, die durch das Veröffentlichen von privaten Bildern entstehen und versuchen natürlich, sie so gering wie möglich zu halten.

Die Vor- und Nachteile dabei sehe ich natürlich einerseits aus Sicht der Mutter, andererseits als Influencerin. Ich habe bisher noch keine negativen Reaktionen von meinen Followern erhalten, im Gegenteil. Vor allem den Austausch mit anderen Müttern zum Alltag mit unserem Sohn empfinde ich als sehr positiv und bereichernd. Ich freue mich immer wieder, wenn ich anderen Eltern helfen kann, indem ich unsere eigenen Erfahrungen teile. Rund um unseren Sohn gibt es natürlich wahnsinnig viele Themen, die ich auf meinem Blog und meinen Social-Media-Kanälen bespreche. Ich weiß, dass viele das sicher anders handhaben würden. Das häufigste Gegenargument lautet, dass ein Bild, das einmal online ist, sich nicht mehr aus dem Internet löschen lässt, ob es unser Sohn nun will oder nicht. Das ist tatsächlich ein Thema, das sehr schwer planbar ist und wohl immer ungewiss bleibt.

Diese Meinungen verstehe ich deshalb total und respektiere andere Sichtweisen und Einstellungen zu dem Thema. Wir haben unsere Entscheidung allerdings gründlich durchdacht und würden daher alles genauso wieder machen.

Anderen Eltern würde ich den Rat geben, dass ihre Entscheidung zum eigenen Lebensstil und zum Umfeld passen sollte. Bedenken zu haben ist völlig in Ordnung – man sollte sich nicht zu etwas hinreißen lassen, nur weil es alle machen. Seid euch auf jeden Fall bewusst, dass man immer auch mit negativen Reaktionen rechnen muss, wenn man sich dazu entscheidet, sein Kind online zu zeigen.“

Zeit, Du selbst zu sein

Vielen Dank liebe Melli und liebe Andi, dass ihr so ehrlich eure Gedanken zu diesem wichtigen Thema mit uns geteilt habt! Auch wenn die beiden Mamas unterschiedliche Wege gehen, zeigen ihre Erfahrungen, dass sie sich, wie viele Eltern, ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt haben und das Wohl ihres Kindes für sie dabei das Wichtigste ist. Wie alle Menschen verfügen auch Babys und Kleinkinder über Persönlichkeitsrechte und bis zum Alter von 14 Jahren liegt es an ihren Eltern, diese im Interesse ihres Kindes zu vertreten. Wie das genau aussieht, welche Bilder Deines Kindes Du etwa auf welchen Plattformen und mit welchem Umfeld teilst, liegt im Endeffekt also in Deinem Ermessen. Dabei kann Dein Bauchgefühl ebenso ein Ratgeber sein wie die Auseinandersetzung mit den möglichen Risiken oder der Austausch mit anderen. Darüber, worauf Du bei der Veröffentlichung von Kinderfotos im Netz achten solltest, kannst Du Dich beispielsweise bei der Initiative SCHAU HIN! informieren, die unter anderem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ins Leben gerufen wurde.

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